[Leipzig/Klingenthal] Obwohl in der Früh beim Start am Ferienhotel Mühlleithen noch dicke Wolken den Kamm des Naturparkes Erzgebirge/Vogtland in ein feuchtes Grau hüllten, war die überschaubare Truppe dennoch frohen Mutes und schon an der Arnikawiese im Mühlleithener Ortsteil Winselburg klarte der Himmel auf.

Weiter entlang des Kammweges ging es zur Großen Pinge, welche von der jahrhundertelangen Bergbautradition im sächsisch-böhmischen Grenzgebiet zeugt. Kurz darauf – der höchste Punkt der Tour mit 910 m ü. NHN wurde bereits überschritten – war zwischen den hohen Fichten schon der Topasfelsen Schneckenstein zu entdecken. Neben der Besteigung des 23 Meter hohen Felsens, in dessen Umfeld zahlreiche Schautafeln über die außergewöhnliche Geologie informieren, wird die fast schon mittreißende Erzählung der Schneckenstein-Sage sicher allen in lebhafter Erinnerung bleiben.

Beim Spaziergang durch die Ortslage Schneckenstein konnte man dann viele alte Geschichten hören, welche von den Sportfreunden mit „DHFK-Hintergrund“ nach und nach zum Besten gegeben wurden. Denn für einige war diese Wanderung auch eine Art Zeitreise in ihre berufliche und sportliche Vergangenheit.

Zurück auf dem Kammweg ging es nun weiter zur Panorama-Aussicht auf der Halde Schneckenstein. Von hier bietet sich ein fantastischer Blick über Klingenthal zu den westlichen Ausläufern des böhmischen Erzgebirges sowie zu Erhebungen im Oberpfälzer Wald und im Fichtelgebirge.

Um die Mittagszeit wurde am Kielfloßgraben eine sonnige Rast eingelegt. Dieses technische Denkmal wurde 1632 in Betrieb genommen und diente bis zum Ende des 19. Jahrhunderts der Scheitholzflößerei über die Mulde bis Zwickau und über die Gölztsch und Weiße Elster bis Greiz und Leipzig, um die Salinen im Leipziger Raum und in Halle mit (Brenn-) Holz zu versorgen. Noch heute erinnert z.B. der Floßplatz in Leipzig an diese Zeit.

Über den Pferdebrunnenweg ging es jetzt stetig bergab in Richtung des Klingenthaler Ortteiles Brunndöbra, wo sich am Rande der Stadt seit 2006 die Vogtland Arena mit ihrer modernen Großschanze befindet. Bei einer „vereinsinternen“ Führung durch die gesamte Anlage erfuhr man viele Details und Hintergründe über die Schanze sowie über die regelmäßig stattfindenden Weltcup-Veranstaltungen im Spezialspringen und in der Nordischen Kombination. Nach einer entspannten Fahrt mit dem Wie-Li (Wiegand Lift) hinauf zum Anlaufturm warteten erneut atemberaubende Ausblicke, wie sie sonst nur die Skispringer haben. Bei einer anschließenden Erfrischung im Biergarten konnte man die mächtige Anlage noch einmal in Ruhe auf sich wirken lassen.

Nachdem mit knapp 590 m ü. NHN auch der tiefste Punkt der Wanderung erreicht war, hieß es nun wieder bergauf. Doch bevor es tatsächlich ans Eingemachte ging, führte der Weg noch durch das Arboretum „An der Braunleithe“. Auf der ca. vier Hektar großen ehem. Weihnachtsbaumplantage kann man dort seit 1994 über 300 Bäume und Sträucher von allen Kontinenten bewundern.

Von Brunndöbra aus erfolgte jetzt über den Ortlofweg der Aufstieg Richtung Mühlleithen. Einen letzte Panoramablick gab es vom Mittelberg (678 m ü. NHN) über den Stadtteil Sachsenberg-Georgenthal hinauf zum Aschberg – dem 936 Meter hohen Wahrzeichen von Klingenthal.

Stets bergan verlief nun der Weg bis erneut der Kielfloßgraben erreicht wurde, der hier am Hirschenstein eine europäische Wasserscheide überquert und wo bis zu ihrer Sprengung 1990 die Große Aschbergschanze stand. 1959 eingeweiht, fanden auf ihr zahlreiche nationale und internationale Skispringen statt. Im Jahre 1986 wurde hier auch das einzige Weltcup-Skispringen in der DDR ausgetragen, welches der Finne Matti Nykänen gewann.

Weiter ging es nun entlang des Floßgrabens bis zum Unteren Floßteich in Mühlleithen. Diese Teiche wurden zur Wasserregulierungen in den Floßgräben benutzt und bilden heute wichtige Ökosysteme.

Nach dem Überqueren der Passhöhe Mühlleiten (860 m ü. NHN) auf der Loipenbrücke kamen nach knapp 17 Kilometer alle wieder gut bei Familie Goldhahn und ihrem Team im Ferienhotel Mühlleithen an.

Das Obere Vogtland wird übrigens auch als der Sächsische Musikwinkel bezeichnet – seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert werden zwischen Markneukirchen, Erlbach, Klingenthal und Schöneck Musikinstrumente produziert, wobei man Klingenthal vor allem mit Weltmeister Akkordeons in Verbindung bringt. Neben zahlreichen anderen Instrumenten werden hier aber auch Mundharmonikas hergestellt. Mit der 1847 gegründeten Firma C.A. Seydel & Söhne (CASS) ist in Klingenthal damit auch die heute älteste sich noch in Betrieb befindliche Mundharmonika-Manufaktur der Welt angesiedelt.

In diesem Zusammenhang passte es ganz gut, dass die Leipziger Wanderfreunde nicht nur recht sportlich, sondern zum Teil auch musikalisch sind. An vielen Stellen der Wanderung gab es unterhaltsame Ständchen auf der Mundharmonika.

Am Sonntagmorgen nutzen einige die Gelegenheit, die Vogtlandschanzen im Waldgebiet zwischen Mühlleithen und Tannenbergsthal zu besichtigen. Die mittlere Schanze (HS 65) sowie die Normalschanze (HS 85) zählen zu den dienstältesten Schanzen in Sachsen (Einweihung 15.01.1933) und zu den schneesichersten in Deutschland. Um am Bundesstützpunkt Klingenthal weiterhin den Nachwuchs fördern zu können, wurden das Areal erst kürzlich um vier Kinder- und Jugendschanzen (K10, K15, K25 und K40) erweitert.

 

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